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Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder brennende Bücher!

Lesung anlässlich des 81. Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Nazis am Mittwoch, den 14. Mai 2014, 11:00-18:00 Uhr, auf dem Albertus-Magnus-Platz
„Was ist aber diese große Aufgabe unserer Zeit?
Es ist die Emanzipation. (…) Mögen immerhin einige philosophische Renegaten der Freiheit die feinsten Kettenschlüsse schmieden, um uns zu beweisen, daß Millionen Menschen geschaffen sind als Lasttiere einiger Tausend privilegierter Ritter; sie werden uns dennoch nicht davon überzeugen können, solange sie uns, wie Voltaire sagt, nicht nachweisen, daß jene mit Sätteln auf dem Rücken und diese mit Sporen an den Füßen zur Welt gekommen sind.“

(Heinrich Heine, „Reise von München nach Genua“, 1828.)

Zum 81. Mal jährt sich im Mai die Verbrennung der Schriften von aufklärerischen, jüdischen, pazifistischen, bürgerlich-demokratischen, sozialistischen und kommunistischen Literatinnen und Literaten. Wir wollen aus den Werken dieser Autorinnen und Autoren lesen, deren Bücher von den Faschisten verbrannt wurden, weil sie deren niedrigen und menschenverachtenden Zielen entgegenstanden.

Verbrannt wurden die Schriften von Lion Feuchtwanger, Nelly Sachs, Sigmund Freud, Heinrich Mann, Carl von Ossietzky, Bertha von Suttner, Erich Maria Remarque, Heinrich Heine, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Rosa Luxemburg, Anna Seghers, Marieluise Fleißer und vielen anderen – an der Kölner Universität am 17. Mai 1933.

Viele dieser Schriftstellerinnen und Schriftsteller wirkten in der Tradition der Aufklärung gegen den aufkommenden Faschismus, für soziale Emanzipation als Ausweg aus der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Krise der Weimarer Republik. Kulturschaffende klärten für eine Demokratisierung der Republik und eine Zivilisierung des gesellschaftlichen Zusammenlebens, Frieden und soziale Progression auf. Sie zogen damit Konsequenzen aus dem Massenmord des 1. Weltkriegs, der vom deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn begonnen und Anfangs von Teilen der Künstlerschaft und der Intelligenz romantisch verklärt wurde.

Die Bücherverbrennung bildete den Auftakt zur endgültigen Gleichschaltung von Wissenschaft und Kultur mit den Zielen der Nazis, initiiert in vorauseilendem Gehorsam von Studierenden, Burschenschaftlern und Professoren. Der Angriff auf Aufklärung, Rationalität und Humanität war die Grundlage zur Brutalisierung der Gesellschaft: „Nie wieder Krieg“ – diese schon aus dem 1. Weltkrieg gewonnene Erkenntnis sollte in ihr Gegenteil verkehrt und mit der Militarisierung des Geistes Grundlagen für den nächsten Krieg gelegt werden. So wurden die Werke von Erich Maria Remarque, Autor des in der Weimarer Republik millionenfach verkauften Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“, mit dem Ausruf „Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkrieges, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!“ verbrannt. Die Lüge der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“, die schein-wissenschaftliche, sozialdarwinistische Einteilung der Menschheit in „arische Herrenmenschen“ und „semitische und slawische Untermenschen“ waren die geistige Grundlage, um das Prinzip der Konkurrenz und Ungleichheit aufrechtzuerhalten und bis in die Elimination und den Krieg zu steigern.

Aus der Geschichte ist zu lernen: Die humanistisch kämpferische Haltung von Kulturschaffenden, ihr Engagement gegen den Krieg, gegen die Erniedrigung und Verzweckung des Menschen waren lebendige Alternative zur brutalen und bräsigen Barbarei der Nazis. Der Gedanke und die Bewegung für menschliche Gleichheit, Frieden und Emanzipation konnte durch allen Terror nicht vernichtet werden, die Befreiung vom NS-Regime gelang.

Die Lesungen finden statt, um die verfemten Autorinnen und Autoren zu würdigen und aus ihrem humanistischen Wirken für eine friedliche und menschenwürdige Zukunft gemeinsam zu lernen.

Alle sind eingeladen, zu der Lesung zu kommen und sich zu beteiligen.

Die Lesung findet am Mittwoch, den 14. Mai 2014, zwischen 11:00 und 18:00 Uhr zentral auf dem Hauptcampus der Universität Köln, dem Albertus-Magnus-Platz, statt. Bei Regen weichen wir zu den Sitzgelegenheiten im Philosophikum neben dem PhilCafé aus.

Wenn Ihr auch gerne etwas vorlesen möchtet und schon vor dem 14. Mai wisst, was und wann Ihr gerne lesen würdet, meldet Euch bitte möglichst zeitnah unter
lesungen@yahoo.de, damit wir die Beiträge koordinieren können.
02.05.2014 12:38h