
»Ein
sehr klares Votum für
eine friedliche
Hochschule«
An
der
Uni Köln stimmten von 8000
Studenten 65
Prozent für eine Zivilklausel. Ein Gespräch mit Peter
Förster
Interview:
Michael Schulze von
Glaßer
Peter
Förster studiert an der Uni
Köln und
ist im
dortigen »Arbeitskreis Zivilklausel« aktiv
Im
Rahmen der Wahl zum
Studierendenparlament
stimmten die
Studenten der Uni Köln in der vergangenen Woche auch
über
eine »Zivilklausel« ab – damit soll
verhindert
werden, daß an der Uni für militärische
Zwecke
geforscht wird. Wie ist die Abstimmung
ausgegangen?
65
Prozent der Kölner Studierenden, die an der Abstimmung
teilgenommen haben, stimmten dafür. Nur 20 Prozent waren
dagegen, 15 Prozent enthielten sich. Das ist ein sehr klares Votum
für eine friedliche Hochschule. Mit einer Zivilklausel
verpflichtet sich die Hochschule, nur zivilen und
friedensfördernden Zwecken zu dienen und nicht mit der
Rüstungsindustrie oder dem Militär
zusammenzuarbeiten.
8000 Studierende haben sich an dieser Abstimmung beteiligt.
Welche
Militärforschung
findet an
der Uni Köln
denn statt? Was machen andere Unis auf diesem
Sektor?
In
Köln unterliegen Forschungsprojekte, die von der
Privatwirtschaft mitfinanziert werden, der Geheimhaltung. Das ist
undemokratisch, intransparent und führt offenkundig dazu,
daß destruktive Wissenschaft wie Rüstungsforschung
realisiert werden kann. Die gleiche Vorgehensweise erleben wir
mittlerweile auch bei öffentlich geförderter
Rüstungsforschung: Die Bundesregierung hat den Inhalt von
rüstungsrelevanten Forschungsprojekten der Bundeswehr an
öffentlichen Hochschulen zur Verschlußsache
erklärt.
Diese Methode entspricht dem aktuellen Kriegskurs der Regierung,
bei dem der Öffentlichkeit entscheidende Informationen
vorenthalten werden. Wir wissen lediglich, daß an der Uni
Köln zur Zeit in der Medizin eine Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr stattfindet. Außerdem kamen im Bereich der
internationalen Politik Vertreter der Bundeswehr als Dozenten zum
Einsatz. Gerade durch die Geisteswissenschaften soll Krieg
ideologisch begründet und zu einem normalen Mittel der Politik
erklärt werden.
An anderen Unis sieht es ähnlich aus: Allein aus Bundesmitteln
wird bundeswehrrelevante und wehrtechnische Forschung an etwa 27
Hochschulen gefördert.
Welche
praktische Auswirkung hat
denn ein
solches
Studierendenvotum?
Die
meisten Hochschulen sind undemokratisch verfaßt. Im
Hochschulrat der Uni Köln sitzen etwa Vertreter der Deutschen
Bank und des Chemiekonzerns Bayer. Dieser Rat bestimmt wiederum das
Rektorat, also die Uni-Leitung. Das Kölner Rektorat hatte
schon vor der Zivilklausel-Abstimmung erklärt, einem Votum
nicht folgen zu wollen. Wir haben mit der Abstimmung daher nur
einen ersten Schritt getan und nun eine gute Grundlage für den
weiteren Streit für friedliche Wissenschaften geschaffen
– die große Mehrheit der Kölner
Studierenden steht
hinter uns.
Es ist aber noch ein langer Weg, bis die Zivilklausel in die
Grundordnung der Uni verankert werden kann. Doch selbst dann
muß man immer ein Auge darauf haben, daß wirklich
nur
für friedliche Zwecke geforscht wird. Der Kampf für
friedliche Forschung und Lehre hört mit einer Zivilklausel
nicht auf.
Schränkt
eine
Zivilklausel nicht
die Freiheit von
Forschung und Lehre ein?
Im
Gegenteil: Die Forderung nach Freiheit der Wissenschaft ergibt
sich auch daraus, was wir aus dem deutschen Faschismus gelernt
haben. Die Hochschulen hatten damals zum Vernichtungskrieg und zum
Holocaust beigetragen. Im Grundgesetz wurde daher festgeschrieben:
Die Wissenschaft soll nie wieder partikularen Interessen
unterworfen werden.
Die marktradikalen Kräfte versuchen heute aber, diese Freiheit
ideologisch umzudeuten in »die Freiheit der Wissenschaft,
sich zu verkaufen«.
www.zivilklausel.uni-koeln.de
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